Donnerstag, 28. Juli 2022

Es ist unsere Pflicht an, klar zu benennen, wo aus unserer Sicht Änderungen notwendig sind.


24.07.2022 - Statement der Präsidenten des Synodalen Weges, Dr. Irme Stetter-Karp, Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), und Bischof Dr. Georg Bätzing, Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz, zur Erklärung des Heiligen Stuhls am 21. Juli 2022 zum Synodalen Weg: „Wir begrüßen, dass der Heilige Stuhl noch einmal hervorhebt, wozu wir uns bereits vor dem Beginn des Synodalen Weges 2019 in der Satzung und Geschäftsordnung verpflichtet haben: ‚Beschlüsse der Synodalversammlung entfalten von sich aus keine Rechtswirkung. Die Vollmacht der Bischofskonferenz und der einzelnen Diözesanbischöfe, im Rahmen ihrer jeweiligen Zuständigkeit Rechtsnormen zu erlassen und ihr Lehramt auszuüben, bleibt durch die Beschlüsse unberührt.‘ ‚Beschlüsse, deren Themen einer gesamtkirchlichen Regelung vorbehalten sind, werden dem Apostolischen Stuhl als Votum des Synodalen Weges übermittelt.‘ (Artikel 11 und 12) - Wir werden nicht müde zu betonen, dass die Kirche in Deutschland keinen „deutschen Sonderweg“ gehen wird. Dennoch sehen wir es als unsere Pflicht an, klar zu benennen, wo aus unserer Sicht Änderungen notwendig sind. Dabei spüren wir bereits jetzt, dass die von uns benannten Probleme und Fragen weltweit ähnlich sind.

Wir möchten ebenfalls in Erinnerung rufen, dass der Synodale Weg die Konsequenz aus der Studie ‚Sexueller Missbrauch an Minderjährigen durch katholische Priester, Diakone und männliche Ordensangehörige im Bereich der Deutschen Bischofskonferenz‘ (MHG-Studie) ist und wir sind dankbar, dass die Bischöfe und das ZdK diesen Weg gemeinsam gehen und sich der Unterstützung und aktiven Mitarbeit des pilgernden Volkes Gottes gewiss sein dürfen.

2021 hat Papst Franziskus einen weltweiten synodalen Prozess eröffnet. Wir werden uns selbstverständlich wie geplant – und auch dazu ermutigt uns die heutige Erklärung – mit Erfahrungen und Ergebnissen des Synodalen Weges in den synodalen Prozess der Weltkirche einbringen. Wir haben stets betont, dass wir diesen durch unsere Arbeiten aktiv mitgestalten wollen. Denn wir sind überzeugt, dass dies zu einer ‚gegenseitigen Bereicherung‘ (Erklärung des Heiligen Stuhls) führt.

In der Geschäftsordnung und Satzung des Synodalen Weges formulieren wir die aus unserer Sicht notwendige und von uns gewollte Kommunikation mit dem Apostolischen Stuhl. Der Apostolische Nuntius in Deutschland ist zur dauerhaften beobachtenden Teilnahme am Synodalen Weg eingeladen. Wir bemühen uns seit Beginn des Synodalen Weges von Seiten des Präsidiums um direkte Wege der Kommunikation mit den römischen Stellen. Dies wäre unseres Erachtens der Ort für solche Klärungen. Leider ist das Synodalpräsidium bis heute nicht zu einem Gespräch eingeladen worden. Dass diese direkte Kommunikation bislang nicht stattfindet, bedauern wir irritiert. Synodale Kirche geht nach unserem Verständnis anders! Das gilt auch für die Art der heutigen Kommunikation, die bei uns Verwunderung auslöst. Es zeugt von keinem guten Stil der Kommunikation innerhalb der Kirche, wenn nicht namentlich gezeichnete Erklärungen veröffentlicht werden.

Die nächste Synodalversammlung wird der Ort sein, um das Anliegen des Heiligen Stuhls ebenso aufzugreifen wie zu diskutieren. Nochmals betonen wir als Präsidenten des Synodalen Weges, dass uns an einem baldigen Gespräch mit möglichst vielen Stellen innerhalb der römischen Kurie gelegen ist.“

 

Eine englische Übersetzung des Statements der Präsidenten des Synodalen Weges wird innerhalb der nächsten zwei Stunden unter dieser Pressemitteilung auf www.synodalerweg.de  zur Verfügung gestellt.

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Freitag, 15. April 2022

„Lasst uns also voll Zuversicht hinzutreten zum Thron der Gnade, damit wir Erbarmen und Gnade finden und so Hilfe erlangen zur rechten Zeit!“ - handwerkernachrichten.com

15. April 2022 - Liebe Geschwister im Glauben! „Umdeutung“ (englisch: reframing, wörtlich „Neu-Rahmung“) bezeichnet eine Technik aus der Systemischen Familientherapie. Dabei wird einer bestimmten Situation eine andere Bedeutung oder ein anderer Sinn zugewiesen, indem man versucht, das Geschehen in einem neuen Zusammenhang zu sehen. Denn wie ein Rahmen den Ausschnitt eines Gesamtbildes festlegt, so definiert auch der bestimmte Blickwinkel eines Menschen die Wahrnehmung der Wirklichkeit. Unsere Sicht ist immer in irgendeiner Weise eingegrenzt. Wer diese innere Festlegung verlässt, kann neue Möglichkeiten der Deutung zulassen. In dieser Technik geschulte Therapeutinnen und Therapeuten helfen anderen, mit be-drückenden Situationen anders umzugehen. So können etwa Verhaltensmuster in der Familie, wie: „Meine Mutter mischt sich ständig in mein Leben ein“, durch positive Umdeutung, wie: „Ihre Mutter möchte Sie also gut beschützen“, ihre beklemmende Wirkung verlieren. Auch im Alltag begegnet uns das Phänomen der Umdeutung. Wer sagen kann: „Scherben bringen Glück!“, stellt seinen Verlust in einen neuen Rahmen; deutet das Zerbrochene positiv im Hinblick auf einen höheren Wert. Und das ist im guten Sinne Lebenskunst, die zu größerer Zufriedenheit beiträgt.


Die Umdeutung des Leidens Jesu ist die entscheidende Glaubenskunst des Christlichen, liebe Mitfeiernde. Aufhorchen lässt allein schon die Tatsache, dass die vier Evangelien das Kreuz nicht verschweigen, diese schändliche Folterart, die den Verurteilten mit dem Leben zugleich ihre Ehre und das würdigende Andenken rauben sollte. Sie verschweigen die Passion unseres Herrn nicht, nein, sie stellen sie sogar in vielen Details und Dialogen ausführlich dar. Sie machen sie zu einem Schwerpunkt der christlichen Verkündigung. Dabei begleiten sie das Geschehen dieser Tage in Jerusalem nicht bloß dokumentarisch. Sie deuten, legen mit ihrer Bezugnahme auf die prophetischen Schriften und die Psalmen des Ersten Testamentes einen neuen Rahmen über das Geschehen. Was durch die Intrigen der Gegner Jesu und das Machtkalkül der römischen Besatzer zer-brochen und verloren schien, wird so als das erkannt, was es in den Augen Gottes wirklich ist. Angelehnt an den emphatischen Ruf des Apostels Paulus im Galaterbrief (Gal 6,14) steht diese Deutung als Eingangsvers über der Liturgie der Heiligen Drei Tage: „Wir rühmen uns des Kreuzes unseres Herrn Jesus Christus. In ihm ist uns Heil geworden und Auferstehung und Leben. Durch ihn sind wir erlöst und befreit.“ Was sich für uns so vertraut anhört, das ist eine wahre Meisterleistung am Ursprung unserer Religion. Ohne diese – von Gott selbst in der Auferweckung seines Sohnes initiierte – Umdeutung wären wir heute nicht hier, es gäbe keine Christinnen und Christen.
Die kunstvolle Komposition der Passion, wie sie der Evangelist Johannes niedergeschrieben hat, ist so eindrucksvoll, menschlich anrührend, spirituell und theologisch tiefgründig, dass sie unmittelbar auf uns wirkt. Da wird erzählend vor uns eine Deutung des Karfreitagsgeschehens entfaltet, die offen ist, vieles daran zu knüpfen, was uns jetzt und hier bewegt. Und auch für das, was uns bewegt, wird so ein neuer Rahmen aufgelegt, der zu einem tieferen Verständnis führen kann; zur weiteren Perspektive der Hoffnung, die uns durch Jesus offensteht.
Das Leiden des Sohnes Gottes ruft die Frage nach dem Sinn des Leidens insgesamt auf. Die vielen Menschen in unverschuldeter Not oder in bewusst und brutal zugefügtem Leid, sie alle rufen zu aktiver Sympathie auf, die alle Möglichkeiten nutzt, ungerechte Strukturen anzuprangern und politisch auf Veränderung zu drängen. Wie dankbar dürfen wir in Europa sein für die offenherzige Bereitschaft, den aus der Ukraine geflüchteten Frauen, Kindern und älteren Menschen ein warmherziges Willkommen zu bereiten. Doch was ist mit dem Leid, das nicht zu ändern ist, mit plötzlicher Krankheit, mit Schicksalsschlägen? Ich kenne Menschen, die solche Zumutungen tragen können, weil sie sie mit dem Leiden des gekreuzigten Herrn verbinden. Er hat bis zum letzten Atemzug vorgelebt, dass ihm nichts genommen werden konnte, weil er zuvor bereits alles aus Liebe hingegeben hat.


Auch die dreisten Versuche von Machthabern, sich der Wahrheit zu bemächtigen und sie so zu verdrehen, dass sie ihren Zielen passend erscheint; auch die offenkundige Lüge, die uns schier sprachlos macht, weil sie diejenigen niederknüppelt, wegsperrt oder umbringt, die den Mund auftun – im Licht dessen betrachtet, der in seiner Passion souverän dem Versuch des römischen Statthalters widerstanden hat, ihn zu korrumpieren; im Licht des Geschickes Jesu, dessen ge-waltsamer Tod für Gott nicht das Ende seiner Möglichkeiten bedeutet hat; in diesem Licht wird doch klar: Alle schändlichen Versuche, zu unterdrücken, was wahr ist und zur Freiheit führt, werden auf Dauer keinen Erfolg haben. Wie mutig war doch die Redakteurin Marina Owsjannikowa mit ihrem offenen Protest gegen den Krieg mitten in den russischen Hauptnachrichten. Um die Konsequenzen hat sie sicher gewusst; und genau darum mag sie viele andere zu ähnlichen Zeichen ermutigen. Mich hat die Situation daran erinnert, wie Jesus vor Pilatus stand und sagte: „Ich bin dazu geboren und dazu in die Welt gekommen, dass ich für die Wahrheit Zeugnis ablege. Jeder, der aus der Wahrheit ist, hört auf meine Stimme“ (Joh 18,37).


Schließlich beeindruckt mich die unverhohlene Ehrlichkeit, mit der die Evangelien über die Einsamkeit, ja Verlassenheit Jesu in seinem Leiden berichten. Einige legen ihm sterbend die Anfangsworte des Psalms 22 in den Mund: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ (vgl. Mk 15,34). Für mich ist das Auftrag, mich solidarisch mit jenen Zeitgenossen zu verbinden, denen Gott offensichtlich verloren gegangen ist; die ihn im Laufe ihres Lebens gar nicht kennenlernen konnten oder aber irgendwie schleichend verlernt haben, mit Gott zu rechnen; und auch mit denen, die ihr Leben bewusst und entschieden ohne religiöse Ausrichtung in die Hand nehmen wollen. Wenn es stimmt, was die Gründerin der katholischen Fokolarbewegung, Chiara Lubich (1920–2008), geistlich erkannte, dann darf es unsere Solidarität nicht mit einem bloßen „Drandenken“ bewenden lassen. Sie erwartet mehr von uns: „Aber wir müssen es verstehen, Gott in uns für Gott in den Geschwistern zu verlieren. Und dies tut, wer Jesus, den Gekreuzigten und Verlassenen, kennt und liebt“ (Chiara Lubich in einem fragmentarischen Schlüsseltext ihrer Mystik mit dem Titel Guardare tutti i fiori). Da geht es um „Stellvertretung“ als einen christlichen Grundauftrag.


Zur Glaubenskunst des Christlichen gehört es, das, was uns im Leben fragwürdig, unverständlich, anstößig, belastend, leidvoll entgegentritt, in den großen Horizont des Leidens und Sterbens Jesu einzutragen – hoffend, dass sich so etwas verändert und ein tieferer Sinn erschließt. Die in Bamberg lebende Lyrikerin Nora Gomringer (*1980) hat es so gesehen: „[…] Jesus, ein Fremder an einem Holzkreuz, / hat einen schlimmen Schnitt in der Seite. / Seit tausenden Jahren verbindet den keiner. / Das ist schon fahrlässig. / Ein Mann wie ein Briefkasten dadurch. / Kummerkasten aus Holz mit Schlitz. / Gut, dass hier alles gewandelt wird. / Werden Sorgen Gesänge“ (aus „Man sieht’s“, in: Nora Gomringer, Gottesanbieterin, Dresden 2020, 80). Man kann es auch feierlicher sagen, etwa mit dem Hebräerbrief: „Lasst uns also voll Zuversicht hinzutreten zum Thron der Gnade, damit wir Erbarmen und Gnade finden und so Hilfe erlangen zur rechten Zeit!“ (Hebr 4,16) Beide aber legen uns dieselbe Haltung ans Herz. Und mit ihr wollen wir gleich bei der Kreuzverehrung auf Jesus zugehen – nur einige Schritte, die aber bewusst voll Ehrfurcht und Gottvertrauen. Und nie nur für uns allein.

Lesungen: Jes 52–53, Hebr 4–5
Evangelium: Joh 18–19
Es gilt das gesprochene Wort!
Predigt
von Bischof Dr. Georg Bätzing,
Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz,
in der Karfreitagsliturgie im Hohen Dom zu Limburg

Donnerstag, 31. März 2022

Der Katholikentag 2022 in Stuttgart - Highlights, Namen, Orte.

 

Es sind außergewöhnlich Zeiten, in denen wir aktuell den 102. Deutschen Katholikentag vorbereiten. Zugleich glauben wir sehr, dass es richtig ist, gerade jetzt einen Katholikentag zu veranstalten. Gerade jetzt Flagge zu zeigen. Gerade jetzt Einsatz und Handlungsmöglichkeiten zu zeigen. Angebote zu machen, dort, wo es schon seit mehr als zwei Jahren kaum noch Angebote gibt.

Wir freuen uns sehr auf Sie, wenn Sie jetzt ein Fest des Glaubens erleben möchten. Wen Sie jetzt diskutieren wollen zu den brennenden Fragen der Zeit - zu denen neben Corona, dem Angriffskrieg gegen die Ukraine und der Klima-Katastrophe natürlich auch unsere Kirche selbst gehört. Wenn Sie Eckart von Hirschhausen beispielsweise erleben wollen, oder den Vorsitzenden der Bischofskonferenz, Georg Bätzing, die neue Präsidentin des ZdK, Irme Stetter-Karp, oder Margot Käßmann, Josef Schuster, den Präsidenten des Zentralrates der Juden, oder Landwirtschaftsminister Cem Özdemir. Dann kommen Sie zwischen dem 25. und 29. Mai nach Stuttgart.

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier wird da sein, auch Bundeskanzler Olaf Scholz und die Bundestagspräsidentin Bärbel Bas. Freuen Sie sich auf die Luisa Neubauer von Fridays for Future, auf den weltberühmten Tänzer Eric Gauthier, auf Wolfgang Thierse und die Generalseketärin von "Religionen für den Frieden" oder auf die Schriftstellerin Nora Bossong. Freuen Sie sich außerdem auf zahlreiche Gäste aus dem Ausland und natürlich auf viele Bekannte und Freund:innen - alte und vielleicht auch neue.

Bis zum 19. April haben Sie außerdem noch die Möglichkeit sich den Frühbucherrabatt zu sichern!

Herzlich willkommen in Stuttgart!

 

102. Deutscher Katholikentag
Stuttgart 2022 e.V.

Eberhardstr. 65
70173 Stuttgart

katholikentag.de

 

Donnerstag, 3. Februar 2022

Es kann gleichzeitig verheiratete und nichtverheiratete Priester geben.

03.02.2022 - „Es geht um eine Kirche ohne Angst“ - Die dritte Synodalversammlung des Synodalen Weges der Kirche in Deutschland ist heute (3. Februar 2022) in Frankfurt am Main eröffnet worden. Insgesamt nehmen 218 Synodale an der Konferenz teil, die bis zum Samstag dauert.Die Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) und Präsidentin des Synodalen Weges, Dr. Irme Stetter-Karp, betonte, dass das ZdK bereit sei, die Kirche zu verändern. „Ich will Veränderungen sehen, ich möchte, dass ich ZdK-Präsidentin in einer gerechten Kirche sein kann. In einer Kirche, die sich nicht zuerst darum sorgt, ob und wie sie aus ihrer Glaubwürdigkeitskrise kommt, sondern darum, wie sie Gerechtigkeit herstellt: für die Opfer sexueller Gewalt, für die vielen Betroffenen, für Kirchengemeinden, für Familien, für Menschen, deren Leben durch die Kirche nicht besser, sondern schlechter geworden ist. Das muss ein Ende haben“, so Dr. Stetter-Karp. Wenn die Kirche ein Ort der Hoffnung sein solle, dürfe in ihr Diskriminierung keinen Platz haben. Die ZdK-Präsidentin fügte hinzu: „Wir bitten um Segen für unseren Weg. Und wir wollen Segen sein – für alle, die völlig zurecht erwarten, dass wir hier in Frankfurt etwas reißen, dass wir erkennbar werden mit unserem Geist der Reform und der Gerechtigkeit. Ich hoffe, das gelingt uns. Ich möchte unbedingt, dass es gelingt.“  

Bischof Dr. Georg Bätzing, Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz und ebenfalls Präsident des Synodalen Weges, würdigte in der Pressekonferenz die umfangreiche Arbeit, die in den vier Synodalforen und bei weiteren Hearings geleistet worden sei. „Die jüngsten Erschütterungen reichen in den Kern der Kirche, die vielen Kirchenaustritte sind eine ‚Klatsche‘, die wir empfangen. Es gehen auch Menschen aus der Mitte der Kirche, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, Ehrenamtler. Wir müssen handeln“, so Bischof Bätzing. Die weiterführenden Studien der deutschen Diözesen, mit denen die Ergebnisse der MHG-Studie präzisiert werden, machten unmissverständlich klar: „Die Krise, gegen die wir uns auf dem Synodalen Weg stellen, ist keine Krise von gestern. Sondern sie ist eine Krise der Gegenwart unserer Kirche. Und wir sind mit allem Wissen, das wir darüber haben, und allen Expertisen, die wir zu ihrer Bewältigung zur Verfügung haben, in der Pflicht, sie nicht auch zu einer Krise der Zukunft unserer Kirche werden zu lassen. In ihrem Zentrum steht die Liebe Gottes zu uns Menschen. Darum muss es uns auch zuerst um die Menschen gehen“, so Bischof Bätzing. Er fügte hinzu: „Mit dieser Synodalversammlung geht es in die Zielgerade, erste Texte stehen zur Entscheidung an. Ich bin hoffnungsvoll, dass es gelingt.“

Der Vizepräsident des Synodalen Weges, Bischof Dr. Franz-Josef Bode (Osnabrück), zeigte sich ebenfalls optimistisch, dass das große Reformprojekt der katholischen Kirche in eine gute Richtung gehe. „In dieser Synodalversammlung sehen wir erstmals, dass alle Foren nicht nur Grundtexte, die der allgemeinen Orientierung dienen, sondern auch Handlungstexte in die Beratungen einbringen, die konkrete Veränderungen bedeuten“, so Bischof Bode. Er fügte hinzu: „Die Synodalversammlung ist ein wichtiger sichtbarer Schritt einer mit sich ringenden und nach Perspektiven suchenden Kirche in einer tiefgreifenden Krise. Die aktuellen Erschütterungen drohen kirchliches Leben zu lähmen. Darauf will der Synodale Weg eine Antwort geben.“ Es gehe um die Existenz der Kirche, so Bischof Bode, deshalb sei der Synodale Weg nicht irgendeine Veranstaltung, „sondern ein für die Kirche existentielles Geschehen aus dem Glauben des Gottesvolkes heraus.“

Prof. Dr. Thomas Söding (Bochum), Vizepräsident des ZdK und des Synodalen Weges, ging auf mehrere Themen der Foren ein. So habe sich das Priesterforum mit dem Zölibat befasst. Das Forum habe nicht dafür plädiert, den Zölibat abzuschaffen. „Aber es setzt sich dafür ein, dass er nicht ausnahmslos gelten soll. Schon jetzt gibt es verheiratete katholische Priester, beispielsweise in den Ostkirchen. Eine weitere Öffnung wird seit langem gefordert. Es kann gleichzeitig verheiratete und nichtverheiratete Priester geben. Hier auf dem Synodalen Weg wird das Priestertum nicht abgeschafft, sondern gestärkt“, so Prof. Söding. Das Forum, das sich mit „Leben in gelingenden Beziehungen“ beschäftige, habe manches Ausrufezeichen gesetzt. Die Aktion #outinchurch sei ein Lichtblick in diesen dunklen Zeiten. „Änderungen der kirchlichen Grundordnung sind angezeigt, die für viele, die im kirchlichen Dienst stehen, von existentieller Bedeutung sind. Es geht um eine Kirche ohne Angst – mit dem Mut und in der Freiheit des Glaubens“, so Prof. Söding.

Der Synodale Weg in Deutschland · Kaiserstraße 161 · 53113 Bonn

Sonntag, 2. Januar 2022

Neujahr fühlt sich oft wie der erste Tag vom Rest des Lebens an.

„Zuversicht, Mut und Vertrauen“ - Neujahrspredigt von Bischof Bätzing. - Mit einem Aufruf, zuversichtlich, mutig und mit Vertrauen das neue Jahr zu beginnen, hat heute (1. Januar 2022) der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Dr. Georg Bätzing, den Neujahrsgottesdienst in Limburg gefeiert. „Heute fängt etwas an, von dem wir noch nicht wissen, wie es weitergeht und schon gar nicht, wie es endet. Und darum braucht es Zuversicht, Mut und Vertrauen am Anfang eines neuen Jahres.“ Der erste Tag im Jahr gebe immer auch den Impuls zu überdenken und zu planen, was man persönlich ändern möchte, was gemeinsam angepackt werden will und wo der Mensch vom Glauben in die Verantwortung gerufen werde. Neujahr fühle sich oft wie der erste Tag vom Rest des Lebens an. Gleichzeitig erinnerte Bischof Bätzing an das zurückliegende Jahr: Ein herausforderndes Jahr mit Hoffnung und Leid, mit Aufbrüchen und Katastrophen, mit Vernichtung und Solidarität, mit einem Auf und Ab der Pandemie liege hinter den Menschen. Was das neue Jahr 2022 bringe, sei noch nicht klar und wie sehr man sich auch anstrenge, seien die Konturen noch nicht erkennbar. Der Januar sei der Monat, in dem Türen geschlossen würden und sich Tore öffnen.

Bischof Bätzing ging in seiner Predigt auch auf das Hochfest der Gottesmutter Maria und wiederaufkommenden Antisemitismus in Deutschland ein. An diesem Tag gelte es, Maria besonders zu danken. Papst Pius XI. habe das Fest 1931 eingerichtet und wollte damit an das Konzil von Ephesus (431) anknüpfen, das Maria den Titel „Gottesgebärerin“ zuerkannte. Bei diesem frühchristlichen Konzil ging es vor allem um Fragen, die Jesus betrafen und man versuchte zu klären, wer er sei, woher er komme und wie er zu Gott stehe. „Aber diese Fragen lassen sich nicht ohne einen Blick auf seine menschliche Mutter Maria beantworten. Maria, die Frau aus Nazareth, eine Jüdin, hat ihm das Leben geschenkt. Sie hat ihren Sohn begleitet. Als alle flohen, blieb sie beim Kreuz. Und sie war dabei, als die Kirche ihren Anfang nahm. Darum steht Maria bei vielen Gläubigen so hoch im Kurs“, erklärte der Bischof. Das Evangelium des Neujahrtages blicke jedoch nicht auf Maria, sondern auf die jüdischen Wurzeln Jesu. Lange habe der Tag deshalb auch „Fest der Beschneidung Jesu“ geheißen. „Und es ist wichtig, immer wieder daran zu denken, wie sehr Juden und Christen verwandt sind. Wir entstammen einer einzigen Wurzel. Darum müssen gerade wir aufstehen und unsere Stimme erheben, wenn wieder frech und unverhohlen antisemitische Parolen und Straftaten verübt werden“, stellte Bischof Bätzing klar.

Der 1. Januar ist zudem der Weltfriedenstag. Dieses Signal sei Papst Paul VI. zu verdanken. Er habe zum Jahresanfang 1968 einen Tag des Gebetes und des Bemühens um den Weltfrieden ins Leben gerufen. Damit setzte er das Zeichen, dass Frieden kein Zustand und schon gar keine Selbstverständlichkeit sei. Frieden sei ein Weg, beschwerlich und mühevoll. „Immer und immer wieder braucht es den Widerstand gegen aufkeimenden Hass, gegen zerstörerische Wut und die Saat von Unwahrheit und Einschüchterung, mit denen die einen um den kulturellen Vorrang vor den anderen, um bessere Lebensbedingungen, größeren Wohlstand und um Zugang zu Bodenschätzen kämpfen“, so Bischof Bätzing. Frieden entstehe nicht durch konkurrierendes Gerangel, sondern sei die Frucht der Gerechtigkeit. Der Weltfrieden sei auch heute bedroht. Viel zu viele Menschen hätten noch nie in friedlichen Verhältnissen gelebt und wüssten gar nicht, was Frieden ist. „Und darum wollen wir uns heute als ‚Werkzeuge des Friedens‘ zur Verfügung stellen und uns um Frieden in unseren Herzen und in unseren kleinen Lebenswelten bemühen.“

Den Wortlaut der Predigt von Bischof Dr. Georg Bätzing in der Hl. Messe am Neujahrstag finden Sie als pdf-Datei im Anhang sowie unter www.dbk.de.

Weitere Informationen zum Weltfriedenstag sind unter www.dbk.de auf der Themenseite Welttag des Friedens verfügbar.

Die Deutsche Bischofskonferenz

 

Kaiserstraße 161
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