Donnerstag, 22. Mai 2014

Kardinal Marx zur EU-Wahl: „Die Kirche ist eine überzeugte Europäerin“

RealAudioMP3 Katholische Gläubige können niemals Nationalisten sein. Das sagte Kardinal Reinhard Marx im Gespräch mit Radio Vatikan. Der Präsident der Kommission der EU-Bischofskommission COMECE und Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz meinte mit Blick auf die an diesem Donnerstag begonnenen Wahlen zum EU-Parlament, „Kritik an einzelnen politischen Entwicklungen“ in Europa sei immer möglich, gleichzeitig aber sei das europäische Anliegen, „für eine bessere Welt, für alle Menschen“ einzustehen, weiterhin ein großes Ziel, „.wo man sich auch als Christ gut engagieren kann“. Gudrun Sailer sprach mit Kardinal Reinhard Marx.

Herr Kardinal, ist die Kirche eine überzeugte Europäerin?
„Das glaube ich schon. Von Anfang an, seit das Projekt einer Einigung Europas nach dem Zweiten Weltkrieg Fahrt aufgenommen hat, war die Kirche positiv unterstützend tätig. Pius XII. hat es von Anfang an unterstützt, und auch die Päpste danach. Europa ist auch ein besonderer Kontinent, einmal durch die schreckliche Geschichte des 20. Jahrhunderts, die Ereignisse auf dem christlichsten Kontinent überhaupt, daher auch die besondere Herausforderung an einen europäischen Christen, an einem Europa mitzuarbeiten, das für Frieden und Versöhnung steht. Es kommt hinzu, dass die Kirche ein besonderes Verhältnis zu Europa hat, das ist der Kontinent, wo das Evangelium sich intensiv verbreitet hat seit 2000 Jahren, wo das Christentum und der Glauben eine prägende Kraft entfaltet haben, da gibt es einfach eine besondere Beziehung, auch wenn die Kirche natürlich nicht auf Europa beschränkt ist.“

Weniger eindeutig ist, ob auch alle katholischen Gläubigen überzeugte Europäer und Europäerinnen sind. EU-Skepsis herrscht quer durch alle Lager, und oft gehen in den Parteien Raus-aus-der EU-Tendenzen auch mit nationalistischen Tendenzen Hand in Hand, wie zum Beispiel in Österreich sichtbar. Was würden Sie katholischen Wählern in einer solchen Lage empfehlen?
„Wahlempfehlungen soll ein Bischof eigentlich nicht abgeben. Zunächst geht es darum, dass man zur Wahl überhaupt geht. Und als katholischer Christ kann man nicht nationalistisch sein, das geht ja gar nicht. Denn wir sind ja in dem Glauben, dass Jesus der Bruder aller Menschen ist, dass jeder Mensch, ob nun Deutscher, Franzose, Afrikaner, Mann oder Frau, schwarz oder weiß, arm oder reich, krank oder gesund, Bild des lebendigen Gottes ist. Wir sind eine Menschheitsfamilie. Das heißt nicht, dass wir auch patriotisch sein können. Das ist selbstverständlich, wir stehen zu unserer Heimat, aber nationalistisch kann ein katholischer Christ nicht sein. Er muss immer auch an die anderen denken und an ihre Interessen, ihre Lebensmöglichkeiten. Wir können ja nicht sagen, wir glauben an das Gebot von Jesus, liebe deinen Nächsten wie dich selbst, und dann im Verhältnis der Völker dieses Liebesgebot nicht im Blick behalten. Aber da müssen wir immer neu uns auf den Weg machen. Ich würde sagen, eine Kritik an Europa ist immer möglich, und man kann an einzelne politische Entwicklungen Kritik üben und muss sich da einmischen. Ich glaube aber gar nicht, dass eine große Mehrheit der Menschen der Ansicht ist, man soll das Ganze europäische Projekt stoppen und aus der europäischen Union hinausgehen – das ist doch eine Minderheit.“

Der SPD-Kandidat für die EU-Wahlen Martin Schulz hat eine neue Kreuz-Debatte vom Zaun gebrochen; es ging um die Präsenz christlicher Symbole im öffentlichen Raum. Sind solche Debatten eigentlich hilfreich – und gehen sie die EU als Staatenbund etwas an?
„Herr Schulz hat das schon sehr relativiert und zurückgenommen, was ich auch erwartet habe; denn natürlich ist das nicht Sache der Europäischen Union. Bewusst haben wir uns dafür entschieden, und das unterstütze ich gerade auch als Präsident der COMECE, dass wir vor allem das Verhältnis von Kirche und Staat, die gewachsenen Traditionen, in den Ländern, auch der Präsenz des Religiösen in den verschiedenen Ländern, dass das Sache der einzelnen Staaten bleibt und dass man respektieren muss, dass dort unterschiedliche Traditionen sind. Insofern habe ich mich über die Debatte ein wenig gewundert, das ist nicht Kompetenz der europäischen Union, und so soll es auch bleiben.“

2012 hat die EU den Friedensnobelpreis erhalten. Die Begründung war, die EU sei der entscheidende Faktor dabei gewesen, dass aus Europa, das ein Kontinent der Kriege war, einen Kontinent des Friedens wurde. Das ist einerseits offenkundig, andererseits scheinen immer mehr Menschen in Europa blind für die Errungenschaften der europäischen Einigung. Warum?
„Errungenschaften sind nie für immer da. Das ist ja manchmal auch die Versuchung der politischen Rede, zu sagen, schaut auf das, was wir erreicht haben. Für die nächste Generation ist immer neu zu begründen, warum man in einer Union ist. Aber natürlich ist die EU eine Versammlung von freien Völkern. Es ist zum ersten Mal in der Geschichte so, dass sich Menschen, Völker, Staaten frei entscheiden, sich zu binden, aneinander zu binden ohne Gewalt, und damit gleichzeitig auch sagen, wir wollen ein Beitrag sein für eine friedliche Welt, für Versöhnung, für Welthandel, für Austausch von Gütern, Dienstleistungen und Kultur. Das ist ein Projekt ohne Vergleich in der Menschheitsgeschichte. Das muss aber immer neu begründet werden. Und das kann man auch im Blick auf die aktuelle Situation durchaus tun. Man merkt, dass das nicht selbstverständlich ist, eine solche Vision, eine solche Idee. Dass wir keine Bedrohung sein wollen für andere in der Welt, sondern dass wir ein Beitrag sein wollen für eine bessere Welt, für alle Menschen. Ich halte das weiterhin für ein großes Ziel und ein Ziel, wo man sich auch als Christ gut engagieren kann.“

Sie sind einer der engsten Berater von Papst Franziskus, dem ersten nicht-europäischen Papst seit ungefähr 1.300 Jahren. Im Pontifikat Papst Benedikts spielte das Thema Europa für den Heiligen Stuhl noch eine zentrale Rolle – und unter Franziskus?
„Im ersten Jahr muss der Papst sich mit vielen Dingen beschäftigen, und natürlich kann man nicht einfach erwarten, dass ein lateinamerikanischer Papst, der jetzt allerdings auch Bischof von Rom ist, also Europäer geworden ist, sich auch um die europäischen Angelegenheiten kümmert. Dass er einen anderen Zugang hat, ist denke ich selbstverständlich. Aber dafür sind wir ja alle gerufen. Der Papst ist nicht allein gerufen, das was in der Kirche auf der Tagesordnung steht voranzubringen. Das ist eine Gemeinschaft. Deshalb hat er diesen Rat der acht Kardinäle nach Rom berufen um zu sagen, wir wollen mit dem Blick der gesamten Kirche auf das Thema Kurienreform, auf das weitergehen der Kirche schauen. Deshalb beruft er die Synoden ein und sagt, ja gut, wir haben etwa zum Thema Ehe und Familie, auch in den westlichen Ländern, in West- und Osteuropa, in Amerika wir haben verschiedene Probleme, aber es gibt auch noch andere Völker und Kontinente, die zu dem Thema etwas zu sagen haben. Ich glaube schon, dass wir positiv sagen sollten, nicht: was macht der Papst jetzt mit uns, wo bleiben wir Europäer, sondern er weitet unseren Blick auf das Gesamte der Welt. Und das ist eine gute Perspektive. Er übersieht Europa nicht, aber er sagt auch, nun schaut mal auf die ganze Welt, ihr seid ein Teil der ganzen Welt – ich finde das richtig.“

(rv 22.05.2014 gs)

http://de.radiovaticana.va/news/2014/05/22/eu-wahl:_%E2%80%9Edie_kirche_ist_eine_%C3%BCberzeugte_europ%C3%A4erin%E2%80%9C,_sagt_kardinal/ted-801205

Dienstag, 20. Mai 2014

Papst an die Bischöfe: „Das gläubige Volk schaut auf uns!“

RealAudioMP3 Jedes Mal, wenn Europas größte Bischofskonferenz - die italienische nämlich - zusammentritt, hält ihr Vorsitzender eine Art Rede zur Lage der Nation: Die wird dann von Politik und Medien aufmerksam analysiert. An diesem Montagabend aber eröffnete zum ersten Mal der Papst die Vollversammlung der Bischofskonferenz – und hielt eine bemerkenswert unpolitische Ansprache. „Es war einmal die italienische Bischofskonferenz, die der Politik die Linie diktierte“, kommentiert die Tageszeitung „La Repubblica“ am Dienstag auf der Titelseite: „Es war einmal, denn mit dieser Papstrede hat sich alles geändert.“

„Jesus nachfolgen: Das ist das Wichtigste.“ So brachte es Franziskus gleich in den ersten Worten seiner Ansprache auf den Punkt. „Eine Tageszeitung hat über das Präsidium der Bischofskonferenz geschrieben: ‚Das hier ist ein Mann des Papstes, dieser hier nicht, das wiederum ist ein Mann des Papstes...’ Aber diese Bischöfe im Präsidium sind doch alle Männer des Papstes!, um es mit dieser politischen Wortwahl zu sagen. Wir sollten allerdings die Wortwahl der Gemeinschaft pflegen. Die Presse denkt sich ja manchmal einiges aus, nicht wahr?“

Er wolle seine bischöflichen Mitbrüder im Glauben stärken und sie an das Ideal des Guten Hirten erinnern, so Franziskus. „Das gläubige Volk schaut auf uns. Das Volk schaut auf uns! Damit wir ihm helfen, das tägliche Allerlei im Licht des Heilsplanes Gottes zu sehen. Das ist eine anspruchsvolle Aufgabe: den Herrn kennen, in ihm wohnen – und gleichzeitig im Leben unserer Ortskirchen wohnen, ihre Gesichter, ihre Nöte und ihre Potentiale kennen.“ Die Bischöfe sollten sich um die Begegnung mit dem auferstandenen Christus bemühen, sonst blieben ihre Worte und Initiativen „steril“.

„Die Versuchungen, die den Vorrang Gottes und seines Christus verdunkeln wollen, sind Legion im Leben eines Hirten: von der Lauheit und Mittelmäßigkeit bis zur Suche nach einem ruhigen Leben, das ohne Verzicht und Opfer auskommt. Die pastorale Eile ist genauso eine Versuchung wie ihre hässliche Schwester, die Lustlosigkeit; Versuchungen sind die Anmaßung, alles selbst und allein zu schaffen, oder das Verfallen in Traurigkeit, die uns unfähig macht, ins Leben unserer Leute einzutreten und es im Licht des Ostermorgens zu verstehen.“

Eindringlich mahnte Papst Franziskus die italienischen Bischöfe zur Einheit. Er erinnerte sie daran, dass schon Paul VI. einmal ihre Vorgänger in dieser Hinsicht ins Gebet genommen hatte: „Diese Rede wird heute an euch ausgeteilt. Sie ist ein Edelstein. Als ob sie gestern gehalten worden wäre. Genauso ist es!“ Mangelnde Einheit sei für ihn „der größte Skandal“, so Franziskus, „die Häresie, die das Antlitz des Herrn verzerrt“. Sie sollten nicht übermäßig hart sein, nicht ständig herumjammern, sich nicht nach der Vergangenheit zurücksehnen, sich nicht von Eifersucht oder Ehrgeiz treiben lassen. Und sie dürften, wenn sie sich träfen, frei reden: „Das ist wichtig in einer Vollversammlung. Jeder sagt das, was er spürt, den Brüdern ins Gesicht. Das baut die Kirche auf, das hilft! Ohne Scham, einfach frei heraus...“

„Schrei nach einem neuen Humanismus“

Der Papst riet den Bischöfen unter anderem zu einem vertrauensvollen Umgang mit den Laien: „Hört auf die Herde! Habt Vertrauen zu ihrem Glaubens- und Kirchensinn... Vertraut darauf, dass das heilige Volk Gottes den Instinkt hat, die richtigen Straßen zu finden. Begleitet großzügig das Wachsen einer Mitverantwortung der Laien; gebt den Frauen und den jungen Leuten Raum zum Denken, zu Projekten und zum Handeln.“ „Einfach im Lebensstil“ sollten die Bischöfe sein, „arm und barmherzig“, „innerlich frei“, „nahe bei den Menschen“. Speziell die Familien, die Arbeitslosen und die Migranten sollten einen besonderen Platz in ihrem Herzen haben: An dieser Stelle der Papstrede, gegen Ende, wurde es dann doch noch fast politisch.

„Die schwierige Lage, in der so viele unserer Mitmenschen leben, möge uns aufmerksam und voller Anteilnahme finden! Wir müssen bereit sein, ein Entwicklungsmodell in Frage zu stellen, das die Schöpfung ausbeutet, die Menschen auf dem Altar des Profits opfert und neue Formen der Ausschließung produziert. Eine Gesellschaft ohne Hoffnung, die viele ihrer Grundüberzeugungen verloren hat, schreit nach einem neuen Humanismus! Die Krise ist mehr kulturell, moralisch und geistlich als wirtschaftlich.“

„Die Kirche von Franziskus lässt nicht die Muskeln spielen“, so kommentiert „La Repubblica“, „sie bemüht sich um keine Privilegien in den Beziehungen zur Macht... Wie fern sind die Zeiten, als Italiens Kirche 1985, sieben Jahre nach der Wahl von Johannes Paul II., auf dem Treffen von Loreto ihre bisherige ‚religiöse Wahl’ hintanstellte. Mit Franziskus kommt jetzt die spirituellere, religiösere Perspektive wieder. Der Papst bittet die Kirche nicht in erster Linie, Schlachten zu ethisch sensiblen Themen zu schlagen.“

(rv 20.05.2014 sk)



http://de.radiovaticana.va/news/2014/05/20/papst_an_italiens_bisch%C3%B6fe:_%E2%80%9Edas_gl%C3%A4ubige_volk_schaut_auf_uns!%E2%80%9C/ted-800619

Sonntag, 18. Mai 2014

Kirchen rufen zu den Europawahlen auf



Kirchen rufen zu den Europawahlen auf

 

Bonn/Hannover – Wahlaufruf – Wahl des Europäischen Parlaments

Bonn/Hannover. Am Sonntag, 25. Mai, findet die Wahl des Europäischen Parlaments statt. Die Bürger der Europäischen Union haben dann die Möglichkeit, maßgeblich über die europäische Politik der kommenden Jahre mitzuentscheiden. Der Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland und die Deutsche Bischofskonferenz haben die Menschen in Deutschland daher gemeinsam aufgerufen, von ihrem Wahlrecht Gebrauch zu machen. Denn nach den Krisen in den vergangenen Jahren stehe das Europaparlament weiterhin vor schwierigen Herausforderungen, die nur gemeinsam gelöst werden könnten, so die beiden Kirchen in ihrem Aufruf vom 12. Mai.

Die Kirchen verurteilten auch den schwindenden Gemeinschaftssinn unter den Europäern. Die Europäische Union und ihre Mitgliedstaaten müssten aus den Fehlentwicklungen die richtigen Lehren ziehen und Solidarität und Eigenverantwortung als tragende Prinzipien wiederentdecken, so die Kritik. Insbesondere die hohe Jugendarbeitslosigkeit in Europa solle von den Verantwortlichen ernstgenommen werden.

Mit großer Sorge werde auch der Zulauf zu populistischen und extremistischen Parteien beobachtet. Aus diesem Grund veröffentlichten die beiden Kirchen bereits im Februar, im Rahmen der Ökumenischen Sozialinitiative, die Stellungnahme „Gemeinsame Verantwortung für eine gerechte Gesellschaft“. (PEK 140516 – KL)

Brücken bauen beim Katholikentag



Brücken bauen beim Katholikentag

Regensburg / Köln - Erzbistum Köln mit Stand – Viele Aktionen geplant

Regensburg / Köln. „Mit Christus Brücken bauen“ lautet das Motto des 99. Katholikentages, der vom 28. Mai bis zum 1. Juni nach Regensburg einlädt. In Gesprächsforen und Gottesdiensten sowie bei musikalischen Darbietungen und einem kulturellen Programm haben die Besucher die Möglichkeit, die Vielfalt des Glaubens kennenzulernen.
Auf der Katholikentagsmeile wird das Erzbistum Köln gemeinsam mit dem Diözesanrat der Katholiken in Köln mit einem Stand vertreten sein und viele Aktionen anbieten. Das Motto des Standes „Schließ dich an! Was mich mit Gott und Menschen verbindet“ orientiert sich am Leitwort des Katholikentages. „In Köln haben wir viele Brücken, doch etwas ganz Besonderes ist die Hohenzollernbrücke mit ihren zigtausenden Schlössern von verliebten Menschen. So war schnell die Idee geboren, diese Brücke „mitzunehmen“ nach Regensburg“, so der Leiter der Hauptabteilung Seelsorge im Erzbistum Köln, Monsignore Markus Bosbach. An einem Gitter vor dem Panorama des Rheins und des Doms können die Besucher des Standes kleine Vorhängeschlösser aus Papier befestigen. Diese beschriften sie vorher mit persönlichen Antworten auf die Frage: Was verbindet mich mit Gott und Menschen? Passend dazu sind Postkarten entworfen worden, die das Thema „Schloss“ auf unterschiedliche Weise darstellen.
Einige Mitmachaktionen für Kinder am Bistums-Stand entstammen auch dem Konzept der Kölner Erlebnisausstellung „SIEBEN+schöpfung.tage. mensch!“. So zeigt eine Videostele einen Zeichentrick-Schöpfungsfilm und die Besucher können selbstgebastelte Papptiere auf Bäumen zum Krabbeln bringen. Neu ist auch eine Spiele-App: Mit Hilfe kleiner Videoclips zur Schöpfungsgeschichte müssen mit dem Smartphone zahlreiche Aufgaben erledigt werden. An den Ufern des nachgebauten Rheins, der durch den Stand fließen wird, laden Bänke zum Verweilen und zu Gesprächen ein. Zudem präsentieren Begleiter in der Seelsorge ihre Projektarbeiten und erzählen aus der Praxis.
Auch zahlreiche Jugendliche aus dem Erzbistum Köln reisen zum Katholikentag. Sie werden sich mit dem Thema auseinandersetzen, wie es um die Zukunft der Kirche steht. Weitere Informationen gibt es unter www.katholikentag.de. (PEK 140516 – KL)

Positive Bilanz des „Zukunftsforums für die Mittlere Ebene“



Positive Bilanz
des „Zukunftsforums für die Mittlere Ebene“

Reformationsjubiläum ist Chance
zum Gespräch über Kernthemen des Glaubens


Der EKD-Ratsvorsitzende Nikolaus Schneider zog ein positives Fazit des dreitägigen „Zukunftsforums 2014 für die Mittlere Ebene“. „Hinter uns liegen Tage der Stärkung und der Gemeinschaft. Vom Zukunftsforum der EKD gehen viel Kraft und Ideen für die jetzt vor uns liegenden entscheidenden Schritte auf dem Weg zum Reformationsjubiläum 2017 aus.“

Von Donnerstag bis Samstag, 15. bis 17. Mai 2014, kamen ehrenamtliche und berufliche Verantwortliche der mittleren Leitungsebene, also der Kirchenkreise, Dekanate oder Synodalverbände, in Wuppertal und dem Ruhrgebiet zusammen. Sie tauschten sich über die Zukunft der evangelischen Kirche angesichts tiefgreifender gesellschaftlicher Veränderungen aus.

Im Mittelpunkt des letzten Tags des EKD-Zukunftsforums (17. Mai) stand in der Bochumer Jahrhunderthalle der Ausblick auf das Reformationsjubiläum. Margot Käßmann, die Botschafterin des Rates der EKD für das Reformationsjubiläum 2017, unterstrich, dass der 500. Jahrestag der Reformation eine Chance sei, über Kernthemen des Glaubens wie Rechtfertigung, Gnade oder Sünde wieder ins Gespräch zu kommen. Käßmann rief dazu auf, das Reformationsjubiläum fröhlich anzugehen. Es gebe 2017 „wahrhaftig Grund zu feiern“: die Entdeckung der Freiheit eines Christenmenschen, die Rückbesinnung auf die Bibel, die Offenbarung der Rechtfertigung allein aus Glauben. Evangelische und römisch-katholische Kirche hätten sich zwar ab 1517 auf getrennte Wege begeben, sagte die Botschafterin. „Aber 2017 wissen wir sehr wohl: Es ist gut, gemeinsame Wege nach vorn zu gehen.“

Der Vorsitzende des Wissenschaftlichen Beirates „Luther 2017“, Udo Di Fabio, bezeichnete die Reformation als einen der „Gründungsakte der modernen Gesellschaft“ mit ihrer Gewissens- und Glaubensfreiheit. Das Reformationsjubiläum 2017 biete die Chance, über unsere Gesellschaft und unser Menschenbild nachzudenken. Die „pure Existenz“ einer Kirche sei Leitbild für die Gesellschaft, hier sammelten sich Menschen, die nicht selbstgenügsam ihre Freiheit genießen wollen, sondern „den Anderen sehen und suchen“, sagte der ehemalige Bundesverfassungsrichter.

Das dreitägige Zukunftsforum der EKD hatte am 15. Mai in Wuppertal begonnen, wo auch an die vor 80 Jahren in der Stadt verabschiedete „Barmer Theologische Erklärung“ erinnert wurde, ein bis heute wegweisendes Lehr- und Glaubenszeugnis der Bekennenden Kirche in der Zeit des Nationalsozialismus. Bundespräsident Joachim Gauck hatte in einem Grußwort unter anderem betont, dass die Suche der evangelischen Kirche nach Wegen in die Zukunft die Aufmerksamkeit von Staat und Gesellschaft verdiene. Der Soziologieprofessor Hubert Knoblauch zeigte Parallelen zwischen gesellschaftlichen Transformationsprozessen und den Entwicklungen in den Kirchen auf.

Am 16. Mai hatten sich die Teilnehmenden des EKD-Zukunftsforums an zwölf Orten im Ruhrgebiet versammelt und sich über verschiedene Handlungsfelder der kirchlichen Praxis vor Ort ausgetauscht.

Hannover/Bochum, 17. Mai 2014

Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der EKD

Vizepräses: Unterschied in der Entlohnung muss deutlich verkleinert werden



Vizepräses: Unterschied in der Entlohnung muss deutlich verkleinert werden

Christoph Pistorius bei der ersten Gender-Konferenz zu Gast

Christoph Pistorius, Vizepräses der Evangelischen Kirche im Rheinland, hat die Dienstgeberinnen und Dienstgeber von Kirche und Diakonie aufgerufen, weiter über den Wert von Arbeit nachzudenken. „Der große Unterschied, mit der die Arbeit einer Krankenpflegerin und die einer Führungskraft ideell bewertet und finanziell entlohnt wird, muss deutlich verkleinert werden“, sagte Pistorius heute bei der ersten Gender-Konferenz der rheinischen Kirche in Bonn. „Die Gesellschaft legt ein Augenmerk darauf, wie wir als Diakonie und Kirche das handhaben und welche Arbeit welche Bewertung erfährt“, so der Vizepräses, der auch die Abteilung Personal im Landeskirchenamt leitet.

Im Namen der Kirchenleitung dankte er allen, „die sich in Kirchenkreisen, Gemeinden und Einrichtungen seit vielen Jahren für eine Gleichstellung von Männern und Frauen einsetzen und engagieren“. Was in den vergangenen 50 Jahren für die Gleichstellung von Frauen und Männern in der Kirche erreicht wurde, sei auch im ökumenischen Vergleich profilbildend, unterstrich Christoph Pistorius: „Wie viel inhaltlich ärmer und beschränkter wäre unsere Theologie, die Verkündigung und Gemeindearbeit ohne die vielen Theologinnen, die in unserer Kirche Dienst tun. Dies ist zurzeit etwa ein Drittel. Ich bin als evangelischer Christ und als Vizepräses stolz darauf, was hier bis hierhin erreicht wurde.“ Mit Superintendentin Marion Greve in Essen sei Anfang des Monats die siebte Frau eingeführt worden, die die Leitung eines der 38 Kirchenkreise in der Evangelischen Kirche im Rheinland übernommen hat. „Hier haben wir noch deutlich Luft nach oben“, konstatierte der Vizepräses.

Die Landessynode habe in den vergangenen Jahren bei der Wahl ihrer Leitungspersonen fast ausschließlich männlich gewählt. „Auch hier“, so Pistorius, „haben wir im Sinne der Gleichstellung von Männern und Frauen Entwicklungspotential“. Auf der anderen Seite zeige es aber auch ganz nüchtern, dass das Thema der Gleichstellung nicht das alleinige und einzige Kriterium für kirchenleitendes Handeln und synodale Entscheidungsfindung sei.

Die Gender-Konferenz dient dem Austausch und der Vernetzung von Menschen aus den Kirchenkreisen sowie den Ämtern, Werken und Einrichtungen. Auf ihr werden aktuelle gender- und gleichstellungspolitische Themen beraten und Strategien für die Umsetzung von gender- und gleichstellungspolitischen Zielen abgestimmt.


EVANGELISCHE KIRCHE IM RHEINLAND
PRESSEMITTEILUNG Nr. 81/2014