Katholische Gläubige können niemals Nationalisten sein. Das sagte
Kardinal Reinhard Marx im Gespräch mit Radio Vatikan. Der Präsident der
Kommission der EU-Bischofskommission COMECE und Vorsitzende der
Deutschen Bischofskonferenz meinte mit Blick auf die an diesem
Donnerstag begonnenen Wahlen zum EU-Parlament, „Kritik an einzelnen
politischen Entwicklungen“ in Europa sei immer möglich, gleichzeitig
aber sei das europäische Anliegen, „für eine bessere Welt, für alle
Menschen“ einzustehen, weiterhin ein großes Ziel, „.wo man sich auch als
Christ gut engagieren kann“. Gudrun Sailer sprach mit Kardinal Reinhard
Marx.
Herr Kardinal, ist die Kirche eine überzeugte Europäerin?
„Das
glaube ich schon. Von Anfang an, seit das Projekt einer Einigung
Europas nach dem Zweiten Weltkrieg Fahrt aufgenommen hat, war die Kirche
positiv unterstützend tätig. Pius XII. hat es von Anfang an
unterstützt, und auch die Päpste danach. Europa ist auch ein besonderer
Kontinent, einmal durch die schreckliche Geschichte des 20.
Jahrhunderts, die Ereignisse auf dem christlichsten Kontinent überhaupt,
daher auch die besondere Herausforderung an einen europäischen
Christen, an einem Europa mitzuarbeiten, das für Frieden und Versöhnung
steht. Es kommt hinzu, dass die Kirche ein besonderes Verhältnis zu
Europa hat, das ist der Kontinent, wo das Evangelium sich intensiv
verbreitet hat seit 2000 Jahren, wo das Christentum und der Glauben eine
prägende Kraft entfaltet haben, da gibt es einfach eine besondere
Beziehung, auch wenn die Kirche natürlich nicht auf Europa beschränkt
ist.“
Weniger eindeutig ist, ob auch alle katholischen
Gläubigen überzeugte Europäer und Europäerinnen sind. EU-Skepsis
herrscht quer durch alle Lager, und oft gehen in den Parteien
Raus-aus-der EU-Tendenzen auch mit nationalistischen Tendenzen Hand in
Hand, wie zum Beispiel in Österreich sichtbar. Was würden Sie
katholischen Wählern in einer solchen Lage empfehlen?
„Wahlempfehlungen
soll ein Bischof eigentlich nicht abgeben. Zunächst geht es darum, dass
man zur Wahl überhaupt geht. Und als katholischer Christ kann man nicht
nationalistisch sein, das geht ja gar nicht. Denn wir sind ja in dem
Glauben, dass Jesus der Bruder aller Menschen ist, dass jeder Mensch, ob
nun Deutscher, Franzose, Afrikaner, Mann oder Frau, schwarz oder weiß,
arm oder reich, krank oder gesund, Bild des lebendigen Gottes ist. Wir
sind eine Menschheitsfamilie. Das heißt nicht, dass wir auch patriotisch
sein können. Das ist selbstverständlich, wir stehen zu unserer Heimat,
aber nationalistisch kann ein katholischer Christ nicht sein. Er muss
immer auch an die anderen denken und an ihre Interessen, ihre
Lebensmöglichkeiten. Wir können ja nicht sagen, wir glauben an das Gebot
von Jesus, liebe deinen Nächsten wie dich selbst, und dann im
Verhältnis der Völker dieses Liebesgebot nicht im Blick behalten. Aber
da müssen wir immer neu uns auf den Weg machen. Ich würde sagen, eine
Kritik an Europa ist immer möglich, und man kann an einzelne politische
Entwicklungen Kritik üben und muss sich da einmischen. Ich glaube aber
gar nicht, dass eine große Mehrheit der Menschen der Ansicht ist, man
soll das Ganze europäische Projekt stoppen und aus der europäischen
Union hinausgehen – das ist doch eine Minderheit.“
Der
SPD-Kandidat für die EU-Wahlen Martin Schulz hat eine neue Kreuz-Debatte
vom Zaun gebrochen; es ging um die Präsenz christlicher Symbole im
öffentlichen Raum. Sind solche Debatten eigentlich hilfreich – und gehen
sie die EU als Staatenbund etwas an?
„Herr Schulz hat das
schon sehr relativiert und zurückgenommen, was ich auch erwartet habe;
denn natürlich ist das nicht Sache der Europäischen Union. Bewusst haben
wir uns dafür entschieden, und das unterstütze ich gerade auch als
Präsident der COMECE, dass wir vor allem das Verhältnis von Kirche und
Staat, die gewachsenen Traditionen, in den Ländern, auch der Präsenz des
Religiösen in den verschiedenen Ländern, dass das Sache der einzelnen
Staaten bleibt und dass man respektieren muss, dass dort
unterschiedliche Traditionen sind. Insofern habe ich mich über die
Debatte ein wenig gewundert, das ist nicht Kompetenz der europäischen
Union, und so soll es auch bleiben.“
2012 hat die EU den
Friedensnobelpreis erhalten. Die Begründung war, die EU sei der
entscheidende Faktor dabei gewesen, dass aus Europa, das ein Kontinent
der Kriege war, einen Kontinent des Friedens wurde. Das ist einerseits
offenkundig, andererseits scheinen immer mehr Menschen in Europa blind
für die Errungenschaften der europäischen Einigung. Warum?
„Errungenschaften
sind nie für immer da. Das ist ja manchmal auch die Versuchung der
politischen Rede, zu sagen, schaut auf das, was wir erreicht haben. Für
die nächste Generation ist immer neu zu begründen, warum man in einer
Union ist. Aber natürlich ist die EU eine Versammlung von freien
Völkern. Es ist zum ersten Mal in der Geschichte so, dass sich Menschen,
Völker, Staaten frei entscheiden, sich zu binden, aneinander zu binden
ohne Gewalt, und damit gleichzeitig auch sagen, wir wollen ein Beitrag
sein für eine friedliche Welt, für Versöhnung, für Welthandel, für
Austausch von Gütern, Dienstleistungen und Kultur. Das ist ein Projekt
ohne Vergleich in der Menschheitsgeschichte. Das muss aber immer neu
begründet werden. Und das kann man auch im Blick auf die aktuelle
Situation durchaus tun. Man merkt, dass das nicht selbstverständlich
ist, eine solche Vision, eine solche Idee. Dass wir keine Bedrohung sein
wollen für andere in der Welt, sondern dass wir ein Beitrag sein wollen
für eine bessere Welt, für alle Menschen. Ich halte das weiterhin für
ein großes Ziel und ein Ziel, wo man sich auch als Christ gut engagieren
kann.“
Sie sind einer der engsten Berater von Papst
Franziskus, dem ersten nicht-europäischen Papst seit ungefähr 1.300
Jahren. Im Pontifikat Papst Benedikts spielte das Thema Europa für den
Heiligen Stuhl noch eine zentrale Rolle – und unter Franziskus?
„Im
ersten Jahr muss der Papst sich mit vielen Dingen beschäftigen, und
natürlich kann man nicht einfach erwarten, dass ein lateinamerikanischer
Papst, der jetzt allerdings auch Bischof von Rom ist, also Europäer
geworden ist, sich auch um die europäischen Angelegenheiten kümmert.
Dass er einen anderen Zugang hat, ist denke ich selbstverständlich. Aber
dafür sind wir ja alle gerufen. Der Papst ist nicht allein gerufen, das
was in der Kirche auf der Tagesordnung steht voranzubringen. Das ist
eine Gemeinschaft. Deshalb hat er diesen Rat der acht Kardinäle nach Rom
berufen um zu sagen, wir wollen mit dem Blick der gesamten Kirche auf
das Thema Kurienreform, auf das weitergehen der Kirche schauen. Deshalb
beruft er die Synoden ein und sagt, ja gut, wir haben etwa zum Thema Ehe
und Familie, auch in den westlichen Ländern, in West- und Osteuropa, in
Amerika wir haben verschiedene Probleme, aber es gibt auch noch andere
Völker und Kontinente, die zu dem Thema etwas zu sagen haben. Ich glaube
schon, dass wir positiv sagen sollten, nicht: was macht der Papst jetzt
mit uns, wo bleiben wir Europäer, sondern er weitet unseren Blick auf
das Gesamte der Welt. Und das ist eine gute Perspektive. Er übersieht
Europa nicht, aber er sagt auch, nun schaut mal auf die ganze Welt, ihr
seid ein Teil der ganzen Welt – ich finde das richtig.“
(rv 22.05.2014 gs)
Nachrichten und Termine für Handwerker und Gewerbetreibende aus Medizin und Ernährung - News aus den evangelischen und katholischen Landeskirchen, aus dem Vatikan und Gemeinden und Klöstern.
Was gibt es Neues bei Handwerker und Kirche
Donnerstag, 22. Mai 2014
Dienstag, 20. Mai 2014
Papst an die Bischöfe: „Das gläubige Volk schaut auf uns!“
Jedes Mal, wenn Europas größte Bischofskonferenz - die italienische
nämlich - zusammentritt, hält ihr Vorsitzender eine Art Rede zur Lage
der Nation: Die wird dann von Politik und Medien aufmerksam analysiert.
An diesem Montagabend aber eröffnete zum ersten Mal der Papst die
Vollversammlung der Bischofskonferenz – und hielt eine bemerkenswert
unpolitische Ansprache. „Es war einmal die italienische
Bischofskonferenz, die der Politik die Linie diktierte“, kommentiert die
Tageszeitung „La Repubblica“ am Dienstag auf der Titelseite: „Es war
einmal, denn mit dieser Papstrede hat sich alles geändert.“
„Jesus nachfolgen: Das ist das Wichtigste.“ So brachte es Franziskus gleich in den ersten Worten seiner Ansprache auf den Punkt. „Eine Tageszeitung hat über das Präsidium der Bischofskonferenz geschrieben: ‚Das hier ist ein Mann des Papstes, dieser hier nicht, das wiederum ist ein Mann des Papstes...’ Aber diese Bischöfe im Präsidium sind doch alle Männer des Papstes!, um es mit dieser politischen Wortwahl zu sagen. Wir sollten allerdings die Wortwahl der Gemeinschaft pflegen. Die Presse denkt sich ja manchmal einiges aus, nicht wahr?“
Er wolle seine bischöflichen Mitbrüder im Glauben stärken und sie an das Ideal des Guten Hirten erinnern, so Franziskus. „Das gläubige Volk schaut auf uns. Das Volk schaut auf uns! Damit wir ihm helfen, das tägliche Allerlei im Licht des Heilsplanes Gottes zu sehen. Das ist eine anspruchsvolle Aufgabe: den Herrn kennen, in ihm wohnen – und gleichzeitig im Leben unserer Ortskirchen wohnen, ihre Gesichter, ihre Nöte und ihre Potentiale kennen.“ Die Bischöfe sollten sich um die Begegnung mit dem auferstandenen Christus bemühen, sonst blieben ihre Worte und Initiativen „steril“.
„Die Versuchungen, die den Vorrang Gottes und seines Christus verdunkeln wollen, sind Legion im Leben eines Hirten: von der Lauheit und Mittelmäßigkeit bis zur Suche nach einem ruhigen Leben, das ohne Verzicht und Opfer auskommt. Die pastorale Eile ist genauso eine Versuchung wie ihre hässliche Schwester, die Lustlosigkeit; Versuchungen sind die Anmaßung, alles selbst und allein zu schaffen, oder das Verfallen in Traurigkeit, die uns unfähig macht, ins Leben unserer Leute einzutreten und es im Licht des Ostermorgens zu verstehen.“
Eindringlich mahnte Papst Franziskus die italienischen Bischöfe zur Einheit. Er erinnerte sie daran, dass schon Paul VI. einmal ihre Vorgänger in dieser Hinsicht ins Gebet genommen hatte: „Diese Rede wird heute an euch ausgeteilt. Sie ist ein Edelstein. Als ob sie gestern gehalten worden wäre. Genauso ist es!“ Mangelnde Einheit sei für ihn „der größte Skandal“, so Franziskus, „die Häresie, die das Antlitz des Herrn verzerrt“. Sie sollten nicht übermäßig hart sein, nicht ständig herumjammern, sich nicht nach der Vergangenheit zurücksehnen, sich nicht von Eifersucht oder Ehrgeiz treiben lassen. Und sie dürften, wenn sie sich träfen, frei reden: „Das ist wichtig in einer Vollversammlung. Jeder sagt das, was er spürt, den Brüdern ins Gesicht. Das baut die Kirche auf, das hilft! Ohne Scham, einfach frei heraus...“
„Schrei nach einem neuen Humanismus“
Der Papst riet den Bischöfen unter anderem zu einem vertrauensvollen Umgang mit den Laien: „Hört auf die Herde! Habt Vertrauen zu ihrem Glaubens- und Kirchensinn... Vertraut darauf, dass das heilige Volk Gottes den Instinkt hat, die richtigen Straßen zu finden. Begleitet großzügig das Wachsen einer Mitverantwortung der Laien; gebt den Frauen und den jungen Leuten Raum zum Denken, zu Projekten und zum Handeln.“ „Einfach im Lebensstil“ sollten die Bischöfe sein, „arm und barmherzig“, „innerlich frei“, „nahe bei den Menschen“. Speziell die Familien, die Arbeitslosen und die Migranten sollten einen besonderen Platz in ihrem Herzen haben: An dieser Stelle der Papstrede, gegen Ende, wurde es dann doch noch fast politisch.
„Die schwierige Lage, in der so viele unserer Mitmenschen leben, möge uns aufmerksam und voller Anteilnahme finden! Wir müssen bereit sein, ein Entwicklungsmodell in Frage zu stellen, das die Schöpfung ausbeutet, die Menschen auf dem Altar des Profits opfert und neue Formen der Ausschließung produziert. Eine Gesellschaft ohne Hoffnung, die viele ihrer Grundüberzeugungen verloren hat, schreit nach einem neuen Humanismus! Die Krise ist mehr kulturell, moralisch und geistlich als wirtschaftlich.“
„Die Kirche von Franziskus lässt nicht die Muskeln spielen“, so kommentiert „La Repubblica“, „sie bemüht sich um keine Privilegien in den Beziehungen zur Macht... Wie fern sind die Zeiten, als Italiens Kirche 1985, sieben Jahre nach der Wahl von Johannes Paul II., auf dem Treffen von Loreto ihre bisherige ‚religiöse Wahl’ hintanstellte. Mit Franziskus kommt jetzt die spirituellere, religiösere Perspektive wieder. Der Papst bittet die Kirche nicht in erster Linie, Schlachten zu ethisch sensiblen Themen zu schlagen.“
(rv 20.05.2014 sk)
http://de.radiovaticana.va/news/2014/05/20/papst_an_italiens_bisch%C3%B6fe:_%E2%80%9Edas_gl%C3%A4ubige_volk_schaut_auf_uns!%E2%80%9C/ted-800619
„Jesus nachfolgen: Das ist das Wichtigste.“ So brachte es Franziskus gleich in den ersten Worten seiner Ansprache auf den Punkt. „Eine Tageszeitung hat über das Präsidium der Bischofskonferenz geschrieben: ‚Das hier ist ein Mann des Papstes, dieser hier nicht, das wiederum ist ein Mann des Papstes...’ Aber diese Bischöfe im Präsidium sind doch alle Männer des Papstes!, um es mit dieser politischen Wortwahl zu sagen. Wir sollten allerdings die Wortwahl der Gemeinschaft pflegen. Die Presse denkt sich ja manchmal einiges aus, nicht wahr?“
Er wolle seine bischöflichen Mitbrüder im Glauben stärken und sie an das Ideal des Guten Hirten erinnern, so Franziskus. „Das gläubige Volk schaut auf uns. Das Volk schaut auf uns! Damit wir ihm helfen, das tägliche Allerlei im Licht des Heilsplanes Gottes zu sehen. Das ist eine anspruchsvolle Aufgabe: den Herrn kennen, in ihm wohnen – und gleichzeitig im Leben unserer Ortskirchen wohnen, ihre Gesichter, ihre Nöte und ihre Potentiale kennen.“ Die Bischöfe sollten sich um die Begegnung mit dem auferstandenen Christus bemühen, sonst blieben ihre Worte und Initiativen „steril“.
„Die Versuchungen, die den Vorrang Gottes und seines Christus verdunkeln wollen, sind Legion im Leben eines Hirten: von der Lauheit und Mittelmäßigkeit bis zur Suche nach einem ruhigen Leben, das ohne Verzicht und Opfer auskommt. Die pastorale Eile ist genauso eine Versuchung wie ihre hässliche Schwester, die Lustlosigkeit; Versuchungen sind die Anmaßung, alles selbst und allein zu schaffen, oder das Verfallen in Traurigkeit, die uns unfähig macht, ins Leben unserer Leute einzutreten und es im Licht des Ostermorgens zu verstehen.“
Eindringlich mahnte Papst Franziskus die italienischen Bischöfe zur Einheit. Er erinnerte sie daran, dass schon Paul VI. einmal ihre Vorgänger in dieser Hinsicht ins Gebet genommen hatte: „Diese Rede wird heute an euch ausgeteilt. Sie ist ein Edelstein. Als ob sie gestern gehalten worden wäre. Genauso ist es!“ Mangelnde Einheit sei für ihn „der größte Skandal“, so Franziskus, „die Häresie, die das Antlitz des Herrn verzerrt“. Sie sollten nicht übermäßig hart sein, nicht ständig herumjammern, sich nicht nach der Vergangenheit zurücksehnen, sich nicht von Eifersucht oder Ehrgeiz treiben lassen. Und sie dürften, wenn sie sich träfen, frei reden: „Das ist wichtig in einer Vollversammlung. Jeder sagt das, was er spürt, den Brüdern ins Gesicht. Das baut die Kirche auf, das hilft! Ohne Scham, einfach frei heraus...“
„Schrei nach einem neuen Humanismus“
Der Papst riet den Bischöfen unter anderem zu einem vertrauensvollen Umgang mit den Laien: „Hört auf die Herde! Habt Vertrauen zu ihrem Glaubens- und Kirchensinn... Vertraut darauf, dass das heilige Volk Gottes den Instinkt hat, die richtigen Straßen zu finden. Begleitet großzügig das Wachsen einer Mitverantwortung der Laien; gebt den Frauen und den jungen Leuten Raum zum Denken, zu Projekten und zum Handeln.“ „Einfach im Lebensstil“ sollten die Bischöfe sein, „arm und barmherzig“, „innerlich frei“, „nahe bei den Menschen“. Speziell die Familien, die Arbeitslosen und die Migranten sollten einen besonderen Platz in ihrem Herzen haben: An dieser Stelle der Papstrede, gegen Ende, wurde es dann doch noch fast politisch.
„Die schwierige Lage, in der so viele unserer Mitmenschen leben, möge uns aufmerksam und voller Anteilnahme finden! Wir müssen bereit sein, ein Entwicklungsmodell in Frage zu stellen, das die Schöpfung ausbeutet, die Menschen auf dem Altar des Profits opfert und neue Formen der Ausschließung produziert. Eine Gesellschaft ohne Hoffnung, die viele ihrer Grundüberzeugungen verloren hat, schreit nach einem neuen Humanismus! Die Krise ist mehr kulturell, moralisch und geistlich als wirtschaftlich.“
„Die Kirche von Franziskus lässt nicht die Muskeln spielen“, so kommentiert „La Repubblica“, „sie bemüht sich um keine Privilegien in den Beziehungen zur Macht... Wie fern sind die Zeiten, als Italiens Kirche 1985, sieben Jahre nach der Wahl von Johannes Paul II., auf dem Treffen von Loreto ihre bisherige ‚religiöse Wahl’ hintanstellte. Mit Franziskus kommt jetzt die spirituellere, religiösere Perspektive wieder. Der Papst bittet die Kirche nicht in erster Linie, Schlachten zu ethisch sensiblen Themen zu schlagen.“
(rv 20.05.2014 sk)
http://de.radiovaticana.va/news/2014/05/20/papst_an_italiens_bisch%C3%B6fe:_%E2%80%9Edas_gl%C3%A4ubige_volk_schaut_auf_uns!%E2%80%9C/ted-800619
Sonntag, 18. Mai 2014
Kirchen rufen zu den Europawahlen auf
Kirchen rufen zu den Europawahlen auf
Bonn/Hannover – Wahlaufruf – Wahl des Europäischen Parlaments
Bonn/Hannover.
Am Sonntag, 25. Mai, findet die Wahl des Europäischen Parlaments statt. Die
Bürger der Europäischen Union haben dann die Möglichkeit, maßgeblich über die
europäische Politik der kommenden Jahre mitzuentscheiden. Der Rat der
Evangelischen Kirche in Deutschland und die Deutsche Bischofskonferenz haben
die Menschen in Deutschland daher gemeinsam aufgerufen, von ihrem Wahlrecht
Gebrauch zu machen. Denn nach den Krisen in den vergangenen Jahren stehe das
Europaparlament weiterhin vor schwierigen Herausforderungen, die nur gemeinsam
gelöst werden könnten, so die beiden Kirchen in ihrem Aufruf vom 12. Mai.
Die Kirchen
verurteilten auch den schwindenden Gemeinschaftssinn unter den Europäern. Die
Europäische Union und ihre Mitgliedstaaten müssten aus den Fehlentwicklungen
die richtigen Lehren ziehen und Solidarität und Eigenverantwortung als tragende
Prinzipien wiederentdecken, so die Kritik. Insbesondere die hohe
Jugendarbeitslosigkeit in Europa solle von den Verantwortlichen ernstgenommen
werden.
Mit großer
Sorge werde auch der Zulauf zu populistischen und extremistischen Parteien
beobachtet. Aus diesem Grund veröffentlichten die beiden Kirchen bereits im
Februar, im Rahmen der Ökumenischen Sozialinitiative, die Stellungnahme
„Gemeinsame Verantwortung für eine gerechte Gesellschaft“. (PEK 140516 – KL)
Brücken bauen beim Katholikentag
Brücken bauen beim Katholikentag
Regensburg / Köln - Erzbistum Köln mit Stand – Viele Aktionen geplant
Regensburg /
Köln. „Mit Christus Brücken bauen“ lautet das Motto des 99. Katholikentages,
der vom 28. Mai bis zum 1. Juni nach Regensburg einlädt. In Gesprächsforen und
Gottesdiensten sowie bei musikalischen Darbietungen und einem kulturellen
Programm haben die Besucher die Möglichkeit, die Vielfalt des Glaubens
kennenzulernen.
Auf der
Katholikentagsmeile wird das Erzbistum Köln gemeinsam mit dem Diözesanrat der
Katholiken in Köln mit einem Stand vertreten sein und viele Aktionen anbieten.
Das Motto des Standes „Schließ dich an! Was mich mit Gott und Menschen
verbindet“ orientiert sich am Leitwort des Katholikentages. „In Köln haben wir
viele Brücken, doch etwas ganz Besonderes ist die Hohenzollernbrücke mit ihren
zigtausenden Schlössern von verliebten Menschen. So war schnell die Idee geboren,
diese Brücke „mitzunehmen“ nach Regensburg“, so der Leiter der Hauptabteilung
Seelsorge im Erzbistum Köln, Monsignore Markus Bosbach. An einem Gitter vor dem
Panorama des Rheins und des Doms können die Besucher des Standes kleine
Vorhängeschlösser aus Papier befestigen. Diese beschriften sie vorher mit
persönlichen Antworten auf die Frage: Was verbindet mich mit Gott und Menschen?
Passend dazu sind Postkarten entworfen worden, die das Thema „Schloss“ auf
unterschiedliche Weise darstellen.
Einige
Mitmachaktionen für Kinder am Bistums-Stand entstammen auch dem Konzept der
Kölner Erlebnisausstellung „SIEBEN+schöpfung.tage. mensch!“. So zeigt eine
Videostele einen Zeichentrick-Schöpfungsfilm und die Besucher können
selbstgebastelte Papptiere auf Bäumen zum Krabbeln bringen. Neu ist auch eine
Spiele-App: Mit Hilfe kleiner Videoclips zur Schöpfungsgeschichte müssen mit
dem Smartphone zahlreiche Aufgaben erledigt werden. An den Ufern des
nachgebauten Rheins, der durch den Stand fließen wird, laden Bänke zum Verweilen
und zu Gesprächen ein. Zudem präsentieren Begleiter in der Seelsorge ihre
Projektarbeiten und erzählen aus der Praxis.
Auch
zahlreiche Jugendliche aus dem Erzbistum Köln reisen zum Katholikentag. Sie
werden sich mit dem Thema auseinandersetzen, wie es um die Zukunft der Kirche
steht. Weitere Informationen gibt es unter www.katholikentag.de. (PEK
140516 – KL)
Positive Bilanz des „Zukunftsforums für die Mittlere Ebene“
Positive
Bilanz
des
„Zukunftsforums für die Mittlere Ebene“
Reformationsjubiläum
ist Chance
zum Gespräch über Kernthemen des Glaubens
zum Gespräch über Kernthemen des Glaubens
Der
EKD-Ratsvorsitzende Nikolaus Schneider zog ein positives Fazit des dreitägigen
„Zukunftsforums 2014 für die Mittlere Ebene“. „Hinter uns liegen Tage der
Stärkung und der Gemeinschaft. Vom Zukunftsforum der EKD gehen viel Kraft und
Ideen für die jetzt vor uns liegenden entscheidenden Schritte auf dem Weg zum
Reformationsjubiläum 2017 aus.“
Von
Donnerstag bis Samstag, 15. bis 17. Mai 2014, kamen ehrenamtliche und
berufliche Verantwortliche der mittleren Leitungsebene, also der Kirchenkreise,
Dekanate oder Synodalverbände, in Wuppertal und dem Ruhrgebiet zusammen. Sie
tauschten sich über die Zukunft der evangelischen Kirche angesichts
tiefgreifender gesellschaftlicher Veränderungen aus.
Im
Mittelpunkt des letzten Tags des EKD-Zukunftsforums (17. Mai) stand in der
Bochumer Jahrhunderthalle der Ausblick auf das Reformationsjubiläum. Margot
Käßmann, die Botschafterin des Rates der EKD für das Reformationsjubiläum 2017,
unterstrich, dass der 500. Jahrestag der Reformation eine
Chance sei, über Kernthemen des Glaubens wie Rechtfertigung, Gnade oder Sünde
wieder ins Gespräch zu kommen. Käßmann rief dazu auf, das Reformationsjubiläum
fröhlich anzugehen. Es gebe 2017 „wahrhaftig Grund zu feiern“: die Entdeckung
der Freiheit eines Christenmenschen, die Rückbesinnung auf die Bibel, die
Offenbarung der Rechtfertigung allein aus Glauben. Evangelische und
römisch-katholische Kirche hätten sich zwar ab 1517 auf getrennte Wege begeben,
sagte die Botschafterin. „Aber 2017 wissen wir sehr wohl: Es ist gut,
gemeinsame Wege nach vorn zu gehen.“
Der
Vorsitzende des Wissenschaftlichen Beirates „Luther 2017“, Udo Di Fabio,
bezeichnete die Reformation als einen der „Gründungsakte der modernen
Gesellschaft“ mit ihrer Gewissens- und Glaubensfreiheit. Das
Reformationsjubiläum 2017 biete die Chance, über unsere Gesellschaft und unser
Menschenbild nachzudenken. Die „pure Existenz“ einer Kirche sei Leitbild für
die Gesellschaft, hier sammelten sich Menschen, die nicht selbstgenügsam ihre
Freiheit genießen wollen, sondern „den Anderen sehen und suchen“, sagte der
ehemalige Bundesverfassungsrichter.
Das
dreitägige Zukunftsforum der EKD hatte am 15. Mai in Wuppertal begonnen, wo
auch an die vor 80 Jahren in der Stadt verabschiedete „Barmer Theologische
Erklärung“ erinnert wurde, ein bis heute wegweisendes Lehr- und Glaubenszeugnis
der Bekennenden Kirche in der Zeit des Nationalsozialismus. Bundespräsident
Joachim Gauck hatte in einem Grußwort unter anderem betont, dass die Suche der
evangelischen Kirche nach Wegen in die Zukunft die Aufmerksamkeit von Staat und
Gesellschaft verdiene. Der Soziologieprofessor Hubert Knoblauch zeigte
Parallelen zwischen gesellschaftlichen Transformationsprozessen und den
Entwicklungen in den Kirchen auf.
Am 16. Mai
hatten sich die Teilnehmenden des EKD-Zukunftsforums an zwölf Orten im
Ruhrgebiet versammelt und sich über verschiedene Handlungsfelder der
kirchlichen Praxis vor Ort ausgetauscht.
Hannover/Bochum,
17. Mai 2014
Presse- und
Öffentlichkeitsarbeit der EKD
Vizepräses: Unterschied in der Entlohnung muss deutlich verkleinert werden
Vizepräses: Unterschied in der Entlohnung muss deutlich
verkleinert werden
Christoph Pistorius bei der ersten Gender-Konferenz zu
Gast
Christoph Pistorius, Vizepräses der Evangelischen Kirche
im Rheinland, hat die Dienstgeberinnen und Dienstgeber von Kirche und Diakonie
aufgerufen, weiter über den Wert von Arbeit nachzudenken. „Der große
Unterschied, mit der die Arbeit einer Krankenpflegerin und die einer
Führungskraft ideell bewertet und finanziell entlohnt wird, muss deutlich
verkleinert werden“, sagte Pistorius heute bei der ersten Gender-Konferenz der
rheinischen Kirche in Bonn. „Die Gesellschaft legt ein Augenmerk darauf, wie
wir als Diakonie und Kirche das handhaben und welche Arbeit welche Bewertung
erfährt“, so der Vizepräses, der auch die Abteilung Personal im
Landeskirchenamt leitet.
Im Namen der Kirchenleitung dankte er allen, „die sich in
Kirchenkreisen, Gemeinden und Einrichtungen seit vielen Jahren für eine
Gleichstellung von Männern und Frauen einsetzen und engagieren“. Was in den
vergangenen 50 Jahren für die Gleichstellung von Frauen und Männern in der
Kirche erreicht wurde, sei auch im ökumenischen Vergleich profilbildend,
unterstrich Christoph Pistorius: „Wie viel inhaltlich ärmer und beschränkter
wäre unsere Theologie, die Verkündigung und Gemeindearbeit ohne die vielen
Theologinnen, die in unserer Kirche Dienst tun. Dies ist zurzeit etwa ein
Drittel. Ich bin als evangelischer Christ und als Vizepräses stolz darauf, was
hier bis hierhin erreicht wurde.“ Mit Superintendentin Marion Greve in Essen
sei Anfang des Monats die siebte Frau eingeführt worden, die die Leitung eines
der 38 Kirchenkreise in der Evangelischen Kirche im Rheinland übernommen hat.
„Hier haben wir noch deutlich Luft nach oben“, konstatierte der Vizepräses.
Die Landessynode habe in den vergangenen Jahren bei der
Wahl ihrer Leitungspersonen fast ausschließlich männlich gewählt. „Auch hier“,
so Pistorius, „haben wir im Sinne der Gleichstellung von Männern und Frauen
Entwicklungspotential“. Auf der anderen Seite zeige es aber auch ganz nüchtern,
dass das Thema der Gleichstellung nicht das alleinige und einzige Kriterium für
kirchenleitendes Handeln und synodale Entscheidungsfindung sei.
Die Gender-Konferenz dient dem Austausch und der
Vernetzung von Menschen aus den Kirchenkreisen sowie den Ämtern, Werken und
Einrichtungen. Auf ihr werden aktuelle gender- und gleichstellungspolitische
Themen beraten und Strategien für die Umsetzung von gender- und
gleichstellungspolitischen Zielen abgestimmt.
EVANGELISCHE KIRCHE IM RHEINLAND
PRESSEMITTEILUNG Nr. 81/2014
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