Wer seine Gewürze – hier Paprika – mit Blindenschrift kennzeichnet, kann sie leicht unterscheiden.
15. Oktober 2025. Vor 200 Jahren entwickelte der blinde Teenager Louis Braille die tastbare Blindenschrift, die nach ihm auch „Brailleschrift“ genannt wird – ein Geniestreich und für Generationen blinder Menschen der Schlüssel zu Kommunikation, Bildung, beruflichem Erfolg und Glück. Viele Seniorinnen und Senioren mit Augenerkrankung halten sich jedoch für zu alt, um die Schrift zu erlernen. Der Deutsche Blinden- und Sehbehindertenverband (DBSV) weist deshalb darauf hin, dass gerade ältere Menschen enorm vom Erlernen der Blindenschrift profitieren.
Braille zu beherrschen, bringt viele praktische Vorteile mit
sich – selbst wenn das Entziffern anfangs etwas Zeit braucht. Mit
Punktschriftkenntnissen kann man zum Beispiel selbstständig
Medikamentenverpackungen auseinanderhalten. Gewürze, Tees, Dokumente und viele
andere Dinge lassen sich eigenhändig mit Blindenschrift kennzeichnen und später
leicht erkennen. Angenehmer Nebeneffekt: Wer Dinge derart beschriftet, muss
seltener um Hilfe bitten und genießt mehr Privatsphäre. Oft ermöglicht Braille
aber auch mehr Gemeinschaft. So können beispielsweise mit Punktschrift
gekennzeichnete Spielkarten gemeinsam von Menschen mit und ohne
Seheinschränkung genutzt werden.
Auch außerhalb der eigenen vier Wände ist Punktschrift
äußerst hilfreich: In Aufzügen lassen sich die richtigen Etagenknöpfe ertasten,
an Türen oder Treppengeländern bieten Braille-Schilder Orientierungshilfen. Wer
sich im Alter auf diese neue Art des Lesens einlässt, tut zudem aktiv etwas für
seine geistige Fitness. Blindenschrift zu lernen, ist in jeglicher Hinsicht ein
guter Schritt, um das Leben auch mit einer fortschreitenden Augenerkrankung
wieder selbst in die Hand zu nehmen.
Informationen des DBSV zum Erlernen der Blindenschrift
unter: www.dbsv.org/punktum
Auf Initiative des DBSV zählt die "Verwendung und Weitergabe der Brailleschrift in Deutschland" seit März 2020 zum Immateriellen Kulturerbe.
15. Oktober:
Internationaler Tag des weißen Stockes
Im Jahr 1964 wurde vom US-Kongress eine Resolution in Kraft
gesetzt, die den 15. Oktober zum White Cane Safety Day (übersetzt ungefähr:
„Verkehrssicherheitstag des weißen Stockes“) erklärte. Mit seiner umgehenden
Proklamation unterstützte der damalige Präsident der Vereinigten Staaten,
Lyndon B. Johnson, das Streben blinder Menschen nach mehr Selbstständigkeit.
Der Tag des weißen Stockes entwickelte sich schnell zum
weltweiten Aktionstag der sehbehinderten und blinden Menschen. Seit dem Jahr
2002 ist der 15. Oktober in Deutschland zugleich der Abschlusstag der Woche des
Sehens.
Die Woche des
Sehens
Bereits zum 24. Mal findet in diesem Jahr die Woche des Sehens statt. Schirmherrin der bundesweiten Aufklärungskampagne vom 8. bis zum 15. Oktober ist die Fernsehjournalistin Gundula Gause. Die Aktionswoche wird getragen vom DBSV, dem Deutschen Komitee zur Verhütung von Blindheit, der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft und der PRO RETINA Deutschland. Unterstützt wird sie zudem von der Aktion Mensch. Weitere Informationen unter: www.woche-des-sehens.de
Deutscher Blinden- und Sehbehindertenverband e.V. (DBSV)